Zwischen den letzten Alpenausläufern und der fruchtbaren Po-Ebene gelegen, war die Gegend um Bergamo schon früh ein für Siedler attraktives und begehrtes, später auch häufig umkämpftes Territorium. Ab etwa dem 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung war die Region vom keltischen Stamm der Cenomani dauerhaft besiedelt, 300 Jahre später eroberten die Römer die Stadt und tauften sie „Bergonum“.
Bergamos geschichtlicher Hintergrund
Nach Überfällen und Plünderungen durch die Hunnen und Herrschaft der Langobarden, Franken und Lombarden zwischen dem 5. und 13. Jahrhundert, gelangte der Ort in die Regierungsobhut Mailands und danach sehr viel längere Zeit unter die Venedigs. Das 19. Jahrhundert war durch die Regentschaft Napoleons und der Habsburger sowie des Königreichs Sardinien geprägt, eine bedeutende Rolle spielten Bergamos Bewohner im Rahmen der italienischen Freiheits- und Einigungsbewegung „Risorgimento“ (Wiedererstehung) beim „Zug der Tausend“ zur Befreiung Süditaliens im Jahr 1860, wo diese die größte teilnehmende Gruppe stellten. Heute hat die Stadt Bergamo rund 120 000 Einwohner.
Bergamo ist Industrieregion
Neben der vielfältigen Industrie (Elektro, Chemie, Mineralien, Eisen und andere Metalle, sowie Marmor und Textil) sind Bergamo und die gleichnamige Region auch landwirtschaftlich geprägt. Nicht von ungefähr ist die Stadt für ihre Polentagerichte und den aromatischen Taleggio-Weichkäse bekannt, regional hauptsächlich angebaut werden Getreide wie Mais und Reis. Weinanbau, Viehzucht und Weidewirtschaft sind ebenso bedeutsam wie die intensive Jagd auf Wild in den ausgedehnten Wäldern der Umgebung.
Die von der venezianischen Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert umgebene, unter Denkmalschutz stehende Altstadt von Bergamo beherbergt auf relativ kleinem Raum zahlreiche historische architektonische Attraktionen, weshalb sie sich auch bestens als Tages- oder Wochenendausflug für Kultur interessierte Urlauber anbietet. Der mittelalterliche Stadtkern Città Alta (Oberstadt) samt seiner vier Stadttore Sant‘ Agostino, San Giacomo, Sant‘ Alessandro und San Lorenzo (Giuseppe Garibaldi) ist heute weitgehend verkehrsberuhigt und am bequemsten über die Seilbahn („Funicolare“) vom Bahnhof an der Viale Vittorio Emanuele aus erreichbar.
Oben angekommen erwarten einen nahezu zeitlos konservierte Plätze wie die Piazza Mercato delle Scarpe (Platz des Schuhmarktes), die Piazza Vecchia (Alter Platz) mit dem Contarinibrunnen, der Palazzo della Ragione (Palast der Vernunft) sowie der Stadtturm und die einst für den Markt geplante Piazza Mascheroni. Zahlreiche Bauten der Romanik, des Barock und der Renaissance wie die Basilika Santa Maria Maggiore aus dem 12. Jahrhundert, die Cappella Colleoni in Bergamo (Grabmal des lokalen Adeligen Bartolomeo Colleoni aus dem 15. Jahrhundert), und der Dom von Bergamo aus dem 16. Jahrhundert liegen nur wenige Gehminuten voneinander entfernt. Ebenfalls sehenswert sind die Kirche San Rocco von 1513 und der Hügel S. Eufemia, wo einst die Kelten lebten und die Römer eine große Altaranlage errichteten.
Bergamo ist Museumsstadt
Bergamo verfügt darüber hinaus auch über mehrere empfehlenswerte Museen, darunter die im Jahr 1793 eröffnete Accademia Carrara mit ca. 1 800 Bildern aus dem 15. bis 19. Jahrhundert. Einem Sohn der Stadt, dem Musiker und Komponisten Gaetano Donizetti (1797-1848) ist das gleichnamige Museum gewidmet. Im naturwissenschaftlichen Museum „Enrico Caffi“ kann man ein 700 000 Jahre altes Hirschskelett und die große Saurierabteilung bewundern, das in der Zitadelle untergebrachte archäologische Museum glänzt hingegen mit Ausstellungsstücken ab und aus dem Neolithikum.
Doch Bergamo als altehrwürdiges, wie auch aktuelles Herz der Lombardei schwelgt bei Weitem nicht nur in seiner bewegten und ereignisreichen Vergangenheit. Die Stadt, die sich seit dem Mittelalter gerne an ihrer Nachbarin und tendenziellen Rivalin Brescia weiter südlich misst, hat weitaus mehr vorzuweisen. So ist auch die Città bassa (Unterstadt), das moderne Zentrum der Stadt, reich an sehenswerten Bauwerken, Plätzen und Straßen in den einst eigenständigen Dörfern und heutigen Stadtteilen Borgo Palazzo, Borgo San Leonardo und Borgo Santa Caterina.
Schöne Spazierweg erschließen die Stadt
Zu nennen sind hier vor allem der bei den Einheimischen wie Gästen gleichermaßen beliebte Spazierweg Sentierone, der Torre dei Caduti (Turm der Gefallenen), die Kirche San Bartolomeo und die Propyläen von Porta Nuova an der Viale Vittorio Emanuele. Ebenfalls im unteren Teil Bergamos befinden sich das Touristikinformationszentrum im Urban Center oder die Piazzetta Santo Spirito an der Via Pignolo mit ihrer kleinen Kirche. Von dort aus führt die elegante Einkaufsstraße Via Tasso ins Zentrum: hier präsentieren sich vielerlei Läden, Geschäfte und Boutiquen in der Via Venti Settembre, um die Piazza Pontida sowie in der Via Sant’Alessandro und der Via Botta. Ganz in der Nähe des Stadtteils Colognola liegt Bergamos Flughafen Il Caravaggio International Airport. Redona wiederum ist für den 546 m hohen Berg Maresana und die zahllosen Esskastanienbäume bekannt.
Doch das Umland von Bergamo ist auch ein populäres Ski- und Wintersportgebiet: die beiden hoch gelegenen Viertel Valverde und Valtesse gelten im Winter als recht schneesicher. Alpinski, Langlauf, Schneeschuhwandern, Snowboarding und Eisklettern kann man an vielen Stellen im nahen Orobie-Gebirge ausüben, zum Beispiel in Foppolo, Carona, San Simone, Piazzatorre, Piani Dell’Avaro di Cusio, Oltre il Colle, Branzi und Valtorta. Überregional bekannt ist die gut 40 Meter hohe und martialisch „Damokles“ benannte Eissäule bei Valleve im oberen Valle Brembana.
Weitere schöne Ausflugsziele in der Nähe sind die Stadt Treviglio mit der Basilika San Martino aus dem Jahr 1008, Romano di Lombardia mit seiner imposanten Festungsanlage Rocca aus dem 12. Jahrhundert, die Gemeinde Albino mit der Seilbahn bis nach Selvino, der gleichnamige Herkunftsort des weltberühmten Malers (Michelangelo Merisi da) Caravaggio sowie das Städtchen Stezzano mit seinen vielen prächtigen Villen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. In Osio Sotto können diverse Kirchen besichtigt werden, Nembro ist wegen seiner romanischen Brücke aus dem späten 16. Jahrhundert bekannt und Ponte San Pietro am Fluss Brembo ist häufig das Ziel von Wildwasserkanuten.
Ebenfalls lohnende Ziele sind der romanische Park von Almenno mit der Brücke von Clanezzo und dem Tempel von San Tomè. Castelli Calepio lockt mit seinem mittelalterlichen Mönchskloster und der Burg. Treviolo, Cologno al Serio und Martinengo sind ruhige und beschauliche Kleinstädte, in denen man aber in den gemütlichen Trattorias und Ristorantes die typischen regionalen Spezialitäten genießen kann: die Cotechinowurst, den rohen Schinken aus Valle Seriana, das Olivenöl „Olio extravergine Sebino DOP“, Kekse von San Pellegrino, den Bergkäse „Formai de mut“ und zum Dessert das in Bergamo erfundene Stracciatella-Eis. Typische Speisen mit viel Tradition aus Bergamo sind weiterhin die Fleischpastete Casoncelli, die Teigtaschen Scarpinocc de Par, Barschfilets mit dem Käse Formai de Mut sowie Hase nach Art des Val Seriana mit Thymian, Salbei, Basilikum, Majoran, Lorbeer und Wacholderbeeren.
Informationen
Es gibt zwei Tourist-Büros, eines in der Oberstadt und eines in der Unterstadt. I.A.T. Bergamo – Città Alta (Oberstadt) Via Gombito, 13. 24129 Bergamo. T +49 (0)35 242226. turismo@comune.bergamo.it. Öffnungszeiten: täglich 9-12.30 und 14-17.30 Uhr (Neujahr und Weihnachten geschlossen). Bergamo – Città Bassa (Unterstadt) Ufficio Informazioni ed Accoglienza Turistica Viale Papa Giovanni XXIII, 57. 24129 Bergamo. T +39 (0)35 210204. turismo1@comune.bg.it.
Öffnungszeiten: täglich 9-12.30 und 14-17.30 Uhr (Neujahr und Weihnachten geschlossen). Sehr informativ und schön gestaltet zeigt sich die Internetseite der Stadt Bergamo für Touristen unter www.turismo.bergamo.it. Mit der Bergamo-Card geht es an 1, 2 oder mehreren Tagen quasi kostenfrei durch die Stadt: Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sind frei und die Museen kostenlos zu besuchen. Die Homepage der Provinz Bergamo ist unter www.provincia.bergamo.it zu finden.