Das edle Gefährt lag ganz legere im Hafen von Iseo.

Weltruhm erhielt Sarnico durch Carlo Riva, der um 1842 vom Comer See hierher kam, um den Bootsbau zu revolutionieren. Er verwendete Holz, wie alle zur damaligen Zeit, doch was er und später sein Sohn daraus machten, war grandios.

Dieser Mann hat mit seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten einen Mythos geschaffen hat, der bis heute als einzigartig gilt: die Motorbootmarke Riva. Wer eins dieser Motorboot  ruhig und schnell an einem der oberitalienischen Seen an sich vorbeiziehen sieht, staunt unweigerlich: ob der Eleganz, Kraft und ob des Stolzes, die dieses Motorboot für jeden Menschen ausstrahlt, egal, ob er mit dieser Art des Wassersports etwas anfangen kann oder nicht. Geboren wurde der Mythos in den 50’er Jahren des 20. Jahrhunderts. Mehr durch Zufall war der Urgroßvater des Firmengründers, Carlos Pietro Riva, ca. 100 Jahre zuvor am Comer See von einem Iseosee-Fischer ‚entdeckt‘ worden. Pietro verarbeitete den Werkstoff in einer Art, die der Fischer bis dato nicht gekannt hatte. ‚Komm mit mir an den Lago d’Iseo und eine goldene Zukunft steht dir offen‘. So in etwa sollen die Worte des Fischers gelautet haben. Pietro ging ohne Zögern mit und reparierte in Folge hauptsächlich bei Unwettern oder Unfällen beschädigte Fischerboote. Bald schon hatte sich Pietro Riva am ganzen See einen guten Namen erarbeitet und seine kleine Schiffstischlerei in Sarnico lief immer besser.

Auch seine Söhne Ernesto und Serafino arbeiteten im elterlichen Betrieb und eigneten sich viele dieser besonderen handwerklichen Techniken an. Insbesondere Serafino sammelte wichtige Erfahrungen im Bereich des Biegens von Holz für die Rumpfbeplankung. Nach dem Tod des Bruders 1907 übernahm er federführend die Werft und krempelte den Betrieb massiv um. Das bisherige Kerngeschäft, den Bau von Transportbooten, gab er auf und konzentrierte sich zunehmend auf die Konstruktion kleinerer, aber schnellerer Freizeitboote. Anfang des 20. Jahrhunderts verbesserte sich die Motorentechnik zunehmend und Autorennen wurden zu einer boomenden Sportart, die auch die Massen begeistern konnte. Analog dazu entwickelte sich der Bootsrennsport europaweit und in den USA, und gerade an den italienischen Seen gab es regelrecht einen Hype. Einen weiteren Schub bekam der Sport nach Ende des 1. Weltkriegs, als nicht mehr benötigte Flugzeugmotoren aufgrund ihrer Bauart und Stärke Einzug in den Wasserrennsport fanden. Serafino Riva vermochte dabei einen Bootstyp zu konstruieren, der so ruhig und sicher im Wasser lag, wie kein Boot zuvor. Starke Motoren und der mit Mahagoni beplankte Rumpf sowie die aufwändige Lackierung und Verzierung waren die Erfolgsfaktoren der Motorbootwerft Riva, die immer weitere Kreise zog. Die Rennerfolge Serafinos machten die Marke bekannt und die Auftragsbücher voll. 42 Jahre später übergab Serafino Riva die Werft an seinen Sohn Carlo. Die Aufbaujahre nach dem 2. Weltkrieg und der wachsende Wohlstand sorgten in der Folge für die erfolgreichste Zeit für Riva. Die zahlreichen Aufträge sorgten bald für die notwendige Umgestaltung der Produktionsart von der Einzel- zur Serienfertigung, Carlo kreierte PS-starke Kunstwerke, die zu Verkaufsschlagern wurden. Die High Society kaufte den Laden regelrecht leer, jeder, der konnte, musste eine oder mehrere Riva besitzen: Brigitte Bardot, Sophia Loren, Gunter Sachs, etc. Zu den besten Zeiten verließen bis zu 18 Boote pro Tag das Werk in Sarnico. Wichtigste Neuerung im Produktionsprozess war dabei die Umstellung der mühevollen Einzelbeplankung des Rumpfes auf die Beplankung mit maschinell vorgefertigten (in Form gebogenen) Rumpfhälften. Zeitgleich entstanden an vielen Orten der Welt ähnliche Bootstypen, die weitläufig als ‚Runabout‘ (Rennsemmel) bezeichnet wurden. Die bekanntesten Marken waren die ‚Chris Craft‘ aus Amerika und die ‚Boesch‘ aus der Schweiz, die wie die alten Riva-Boote heute Höchstpreise erzielen.


Die Riva in voller Fahrt. Bild von Mario Bonotto, 123rf.com.

Weitere Informationen zur Geschichte der Marke gibt es unter www.riva-yacht.com. Im Netz tummeln sich auch die nationalen offiziellen Fan-Clubs mit den wichtigsten Daten zu Veranstaltungen in ganz Europa. Wer einmal ein Riva-Treffen erleben möchte, sollte gelegentlich die Eventkalender durchsehen. Das letzte große Treffen am Lago d’Iseo fand zu Ehren des 90. Geburtstags von Carlo Riva 2012 statt. Infos zum 170. Jubiläum der Firma Riva gibt es unter www.riva170.com.

Unter dem Namen ‚RAM – Riva Excellence‘ kümmert sich der Enkel des großen Carlo heute um die Wartung und Restauration von klassischen und nichtklassischen Riva-Booten. R.A.M. Spa Via Predore, 28. 24067 Sarnico. T +39 035 910326. www.riva-ram.it.